EVE Frontier - EVE 2.0 auf der Blockchain? Teil 1

CCP Games, die Macher des Weltraum-MMOs EVE Online, arbeiten an einem neuen Spiel namens EVE Frontier. Dabei handelt es sich um eine Blockchain-basierte Survival-Sandbox im EVE-Universum – eine Art „EVE meets Rust“ mit offener Ökonomie. In diesem informellen Überblick fasse ich alle mir bisher bekannten Infos zusammen: Was für ein Spiel EVE Frontier wird, wie es mit EVE Online zusammenhängt, welche Technik dahintersteckt, was die Entwickler darüber sagen, wie die Community reagiert und wann wir ungefähr mit dem Release rechnen können. Lehnen euch also zurück und schaut euch an, was CCPs neuestes Sci-Fi-Projekt zu bieten hat.

Genre und Gameplay: Survival-Sandbox im Weltall
EVE Frontier ist ein Hardcore-Weltraum-Survival-MMO in einem riesigen persistenten Universum. Als Spieler erwachen wir aus dem Kälteschlaf – „das letzte Relikt der Menschheit aus einem vergangenen Zeitalter“, wie es in der Hintergrundgeschichte heißt. Die Zivilisation liegt in Trümmern, und wir müssen nun ums nackte Überleben kämpfen (Klingt also fast wie im echten Leben des Authors). Das Gameplay vereint klassische Survival-Elemente mit der Sandbox-Freiheit von EVE: So beginnt man mit einem einfachen Raumschiff und erkundet Tausende von Sternensystemen auf der Suche nach Ressourcen und Treibstoff, dem Lebenselixier für die Reise. Dabei trifft man auf PvE-Bedrohungen wie umherstreifende Drohnen und eine bösartige KI, die das All unsicher machen. Gleichzeitig lauern natürlich auch andere Spieler im All – PvP ist ein Kernbestandteil, denn alle befinden sich zusammen auf einem einzigen Shard.

Um in dieser rauen Umgebung zu bestehen, müssen man also (ihr habt es erraten) Ressourcen abbauen, Loot sammeln und das Schiff stetig aufrüsten. Es können Außenposten und Basen errichtet werden, sogenannte Smart Assemblies, die wie ein erweitertes Basenbausystem funktionieren. Diese Strukturen dienen etwa als Lager, Verteidigungsanlagen oder Handelsposten – und das Besondere: Man kann sie programmieren, um ihnen eigene Funktionen zu geben, z. B. einen Hangar in einen Marktplatz oder eine Missionsbörse verwandeln.
Das Universum von EVE Frontier soll extrem dynamisch und spielergetrieben sein. Die Spieler haben maximale Freiheit: Man kann sich zu Gruppen (Tribes) oder Allianzen zusammenschließen, gemeinsam Raumstationen und sogar eigene Sternentore bauen, Handel treiben oder um Territorien kämpfen. Große Weltraumschlachten zwischen Spielergruppen liegen da ebenso im Bereich des Möglichen wie das Erkunden unentdeckter Systeme und Ruinen. Kurz: EVE Frontier setzt auf ein offenes „Emergent Gameplay“, bei dem die Geschichten und Konflikte durch die Spieler entstehen. Das kennen wir ja schon von EVE Online.
CCP selbst beschreibt es als „gnadenlose Weltraum-Survival-Erfahrung, die Spieler-Skill, Aufmerksamkeit und das Verstehen der Umgebung belohnt“
Ich mag meine Spiele eher düster und von der Soundkulisse hart und roh. Daher fand ich den Teaser Trailer den CCP vor einigen Monaten veröffentlich hat schon ansprechend. Das Auge (und das Ohr) isst ja schließlich auch mit. Aber seht selbst:
Verbindung zu EVE Online: Gleiches Universum, neue Geschichte
EVE Frontier spielt im gleichen fiktiven Universum wie EVE Online, nutzt also das EVE-Setting und Lore als Hintergrund. Allerdings ist es kein Add-on für EVE Online, sondern ein eigenständiges Spiel mit eigener Geschichte. Frontier ist zeitlich in einer fernen Zukunft angesiedelt – weit jenseits der aktuellen EVE-Zeitlinie, wie es scheint. Die Startsituation (die Menschheit ist fast ausgelöscht, wir sind ein Überlebender aus der Vergangenheit) deutet darauf hin, dass möglicherweise nach den uns bekannten EVE-Ären eine Katastrophe stattfand und die Zivilisation kollabierte. In den Trailern und Beschreibungen ist von der mysteriösen „Trinary“ die Rede, in deren Schatten wir erwachen. Feral Drones (wilde Drohnen) und eine Rogue-KI terrorisieren die Überlebenden – ein Motiv, das an EVE Onlines Rogue Drones erinnert. Frontier greift also Elemente der bekannten EVE-Lore auf, erzählt aber eine eigene dystopische Sci-Fi-Geschichte, in der die Spieler die Zukunft dieser „verlorenen“ Region des EVE-Universums neu gestalten sollen.

Obwohl es im gleichen Kosmos spielt, gibt es keine direkte spielerische Verknüpfung zu EVE Online – weder laufen die Server zusammen, noch werden Ökonomie oder Gameplay der beiden Spiele gemischt. CCP hat die Blockchain-Pläne bewusst außerhalb von EVE Online angesiedelt, um das klassische EVE nicht über den Haufen zu werfen (die EVE-Spielerbasis hatte sehr deutlich gemacht, dass sie NFTs/Blockchain in ihrem angestammten Spiel nicht haben wollen). Stattdessen kann man EVE Frontier eher als „Spin-off“ betrachten, das sich vom Stil her anders anfühlt: EVE Online ist ein Sandbox-MMO mit Wirtschaft und Kriegsführung auf großen Skalen, während EVE Frontier ein Survival-Sandbox ist, die mehr auf persönliches Überleben, Erkundung und Basenbau fokussiert. Dennoch teilt Frontier den Geist der Spieler-getriebenen Ökonomie und Freiheit mit seinem großen Bruder. Fans der EVE-Welt werden Anknüpfungspunkte finden (sei es in der Ästhetik, den Drone-Gegnern oder der Idee riesiger Allianzen), aber man muss kein EVE-Experte sein, um Frontier zu verstehen – neue Spieler können direkt in diese postapokalyptische Galaxie eintauchen.

Interessant ist auch der wirtschaftliche Ansatz: EVE Online hat seit jeher eine von Spielern bestimmte Ingame-Wirtschaft, jedoch innerhalb des Spiels geregelt. EVE Frontier geht hier einen Schritt weiter und erlaubt eine völlig offene Ökonomie: Die Spieler besitzen ihre Items wirklich und dürfen sie sowohl im Spiel als auch außerhalb handeln. Damit bewegt sich Frontier eher in Richtung „echte Wirtschaft“ wie z.B. in Second Life oder Entropia Universe, nur eben in einem Hardcore-Sci-Fi-Setting. Dieser offene Wirtschaftskreislauf ist durch die Blockchain-Technologie möglich, was uns zum nächsten Punkt bringt.
Technik: PC-Game auf der Carbon Engine mit Blockchain-Power
Unter der Haube kombiniert EVE Frontier Bewährtes mit Neuem. Das Spiel erscheint für den PC und läuft auf CCPs hauseigener Carbon Engine – derselben technischen Plattform, die schon EVE Online antreibt. Neu ist jedoch die enge Integration von Blockchain-Technologie in die Spiel-Server und die Spielmechanik. CCP hat hierfür einen speziellen Tech-Stack aufgebaut: Im Hintergrund nutzt Frontier eine Lösung namens MUD (Multiplayer on-chain framework) und das Layer-2-Netzwerk Redstone, die beide auf Ethereum/Web3-Technologie basieren.

Vereinfacht gesagt, wird ein großer Teil der Spielwelt „on-chain“ abgebildet, also in einer dezentralen Datenbank, statt nur auf einem zentralen Server zu laufen. Ein Universum, ein Server, aber verteilt – laut CCP die Voraussetzung, um eine ewig laufende, von Spielern beeinflusste Welt zu ermöglichen. Das bedeutet: Dinge wie Besitz, Strukturen, Währungen und Verträge im Spiel existieren als Smart Contracts auf dieser Blockchain-Infrastruktur.
Für die Spieler zeigt sich das vor allem in den Features wie den erwähnten Smart Assemblies. Jedes von Spielern gebaute Objekt kann eine programmierbare Logikschicht besitzen, die mit der realen Welt (bzw. dem Blockchain-Netz) verknüpft ist. Wer will, kann also eigenen Code schreiben, um z.B. den Geschützturm seiner Basis nur auf Feinde außerhalb dem eigenen Tribe schießen zu lassen, oder ein Warptor zu programmieren, das nur Spieler mit bestimmtem Item passieren dürfen. Natürlich wird nicht jeder Spieler davon Gebrauch machen, aber allein die Möglichkeit zeigt, wie offen und erweiterbar Frontier angelegt ist.
Keine Sorge: Man muss kein Krypto-Experte sein, um EVE Frontier zu spielen. Die Blockchain werkelt im Hintergrund, viele Spieleraktionen benutzen die interne Währung LUX (vergleichbar mit ISK in EVE Online) und kosten die Nutzer keine spürbaren „Gas Fees“. Dennoch eröffnet die Technik neue Möglichkeiten. So wird es zwei offizielle Tokens geben, die auf Ethereum-Standards (ERC-20) basieren: Zum einen den EVE Token, eine Art Utility-Token, der für Werttransfers außerhalb des Spiels gedacht ist. Zum anderen gibt es LUX, die reine Ingame-Währung für alle normalen Transaktionen zwischen Spielern im Spiel. LUX nutzt zwar die gleiche Technologie, soll aber nur innerhalb des Spiels zirkulieren (für Markttransaktionen, Dienstleistungen, Handelsplätze etc.). Spieler können wohl auch eigene Währungen gründen – z.B. eine Stammeswährung für ihre Tribe – die auf dem gleichen System laufen. Damit entsteht ein komplexes Wirtschaftssystem, das vollständig von den Spielern geschaffen und kontrolliert werden kann. CCP hat sogar einen erfahrenen Ökonom ins Team geholt, um die Spielökonomie zu betreuen: Stefán Þórarinsson, früher Ökonom bei Islands Zentralbank, wurde als Head of Economy angeheuert, um Experimente durchzuführen und eine nachhaltige Wirtschaftsstruktur für Frontier zu entwickeln.

Damit ihr das alles verdauen könnt teile ich den Überblicks-Blog über EVE Frontier in zwei Teile auf. Den zweiten Teil gibt es dann morgen. Unter anderem dann mit Details zum laufenden Founders Access. Wie steht ihr zu EVE Frontier? Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen.
o7
Eshtir

Mein Referral Code für EVE Frontier
Discussion